Kleine Chronik von Lengenfeld unterm Stein
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Dieser schöne Erholungsort Lengenfeld unterm Stein liegt im herrlichen Friedatal, das von den Bergen des Obereichsfeldes umrahmt wird, die bis zu 516,5 m ansteigen, 19 km westlich der ehemaligen "Freien- und Reichsstadt Mühlhausen i. Thür." Mit dem Zuge ist er vom Eisenbahnknotenpunkt Leinefelde aus in einstündiger Fahrt leicht zu erreichen.
Lengenfeld, das wahrscheinlich langes Feld bedeutet und dessen Entstehung in die merowingische Zeit, als in das 5. bis 8. Jahrhundert fällt, wird schon im 9. Jahrhundert urkundlich genannt.
Im Jahre 1318 besaß das Kurfürstentum Mainz drei Eigentümer mit 9 Hufen in Lengenfeld, die zum "Stein" gehörten, außerdem 6 Höfe, 23 Acker, 1 Garten, 1 Baumgarten, Acker im Blankental, Rodeland vor der Plesse und den Plessewald.
Seit der ersten Erwerbung
der Burg "Stein" im Jahre 1326 durch Mainz war der jeweilige Erzbischof
und Kurfürst der Landesherr unseres Dorfes und gleichzeitig der oberste
Gerichtsherr. Diese obere Gerichtsbarkeit wurde im peinlichen oder Halsgericht
durch die Vögte des Amtes Bischofstein ausgeübt.
Da die Herren von Keudell und von Hanstein seit 1420 Kurfürsten von Mainz
mit 400 Acker Land, der Meierei, einem Hof unter dem Kirchieber und zwei weiteren
Höfen belehnt wurden, lag das untere Gericht meistens in den Händen
dieser Adeligen, die über ihre Hörigen und Leibeigenen selbst zu Gericht
saßen. Auf diese Mainzer Lehen sind die Orts- und Flurnamen wie Keudelsgasse,
Herrengasse und Hanstein zurückzuführen.
Aus all den Urkunden dieser Zeit ist zu ersehen, dass der gesamte Grundbesitz sich in den Händen des Kurfürsten von Mainz, der Klöster und Adligen befand. Daher strebten auch in Lengenfeld die hörigen Bauern nach der Befreiung von ihren hohen Fronlasten. Nach Aufzeichnungen des Pfarrers Hahn nahmen auch mehrere Lengenfelder Bauern 1525 am Bauernkrieg teil. Zu den Anführern gehörten Georg Ludwig, Peter Kryftenwerf und Claus Her.
Aus Hildebrandshausen gingen Georg Vogt, Matthias Schlichting, Hans Beyn, Hans Heffener, Lorenz Erbach und Henricus Kreyer samt Anhang zu den Aufständischen über. Gemeinsam mit den aufständischen Bauern des Amtes Bischofstein und Greifenstein plünderten sie zunächst die Klöster Zella und Anrode, dann die Gutshöfe in Katharinenberg und Diedorf und brachten die Beute auf neun Wagen nach Görmar, dem Hauptlager Müntzers. Aus der Schlacht bei Bad Frankenhausen am 15. Mai 1525 kehrte keiner von ihnen zurück.
Der für die Bauern verlorene Krieg brachte zunächst Vorteile für die Fürsten und den Adel. Unter dem Kurfürsten Albrecht von Mainz besserte sich jedoch das Los der Bauern. Ihre Abhängigkeit lockerte sich allmählich, die Frondienste wurden zum Teil durch Geldleistungen abgelöst, aus Erbenland und Erbpacht entstand Besitz, wofür unsere Vorfahren, die dem Landesfürsten von den Landständen bewilligte Türken- und Landsteuer zahlten. Die Gemeinde kam in den Besitz von Feld und Wald.
Nach dem Reuterschen Salbuch hatte Lengenfeld im Jahre 1610 112 Häuser und 6 Gemeindehäuser.