Baugeschichte unserer Kirche

4. Das neue Kirchenhaus - Küsterhaus und Schule

Im Jahre 1585 besitzt Lengenfeld bereits schon ein Kirchenhaus (Küsterhaus und Schule). Darüber berichtet uns das "Erbregister der Kirchen zu Lengenfelt unter dem Bischofstein durch Joseph Drisseler derzeitiger Pfarrherr am 12. Februar 1585 renovirt", wie folgt:

"Valentin Grille hat Haus und Hof, am Kirchberg gelegen, gibt jährlich darvon 1 Pfund Wachs und Erbzins. Dies Haus ist itzum zum Kirchhaus erkäuft."

Diese erste urkundlich erwähnte Schule - Kirchen- und Küsterhaus - die auf dem Platz ds heutigen Küsterhauses gestanden hat, muss schon in einem schlechten baulichen Zustand gewesen sein, denn schon im Jahre 1603 wird unter Verwendung von Baumaterialien eines abgerissenen Gebäudes der Entenmühle ein neues Kirchenhaus auf derselben Stelle des alten, 1585 erkauften Kirchenhauses, errichtet. Die Gesamtbaukosten des neuen Kirchenhauses beliefen sich auf 64 Gulden, 7 Schnb., 1 Pf. In dieser Baurechnung finden wir Ausgaben für vie Fenster und Türen. Außerdem ist die Rede von "der Stuben und zwey Kammern". So war es oft der Fall, daß die Familie des Schulmeisters das Zimmer mit den Schülern teilte.

Wenn die Kinder überhaupt zur Schule kamen, mussten sie auf elenden Bänken eng aneinander sitzen. Zu dieser Zeit war der Schulbesuch sehr unregelmäßig. Die Kinder gingen lediglich im Winter zur Schule. Die Lehrfächer waren Katechismus, Lesen, Schreiben und Singen. Für fähigere Schüler wurde noch Rechnen erteilt. Von einer rechten Lehrmethode konnte noch keine Rede sein. Rein mechanisches Einpauken war die Regel. Der Lehrer sprach Wort für Wort vor, und die Schüler wiederholten. Bei der alljährlichen Prüfung in der Schule stellte der Ortspfarrer den Leistungsstand fest. Konnten die Kinder das Vaterunser, die 10 Gebote und das Glaubensbekenntnis, so war der Pfarrer mit den Leistungen zufrieden. Wenn wir die Kirchenakten und auch die Gemeinderechnungen bis in das erste Drittel des 19. Jahrhunderts durchblättern, stoßen wir immer wieder auf die vielen "Kreuze als Handzeichen". Diese Unterschriften auf Testamenten, Quittungen usw. geben ein beredtes Zeugnis über die Schulsituation bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Obwohl das Schulgebäude 1790 sehr notdürftig ausgebessert worden war, wurden die räumlichen Schulverhältnisse mit Beginn des 19. Jahrhunderts immer unerträglicher. Das Schulgebäude war 200 Jahre alt und für eine Schülerzahl von 204 Kindern im Jahre 1808 viel zu klein. Außerdem wird in den Kirchen- und Gemeinderechnungen die Baufälligkeit dieser Schule besonders hervorgehoben. Daraufhin schickte das Kommissariat den Bauinspektor Engelbrecht zur baulichen Überprüfung dieser Schule. Dieser sah die äußerste Dringlichkeit einer Verbesserung der schulischen Situation ein und entschied sich für den Abbruch des alten Schulgebäudes und für einen Neubau.

Nach dem von dem Bauinspektor Engelbrecht entworfenen Bauplan wurde im Jahre 1810 auf dem Gelände der abgerissenen alten Schule die neue Schule errichtet, die gleichzeitig wiederum als Küster- und Organistenwohnung diente. Dieses Gebäude wird auch heute noch als Küsterhaus bezeichnet.