Baugeschichte unserer Kirche
5. Konsekration der alten Kirche
Vom
Jahre 1595 bis 1611 - dem Jahre der Konsekration - erfuhr diese alte Kirche
eine weitere Renovierung und Verschönerung. Ein neuer Altarstein wurde
gesetzt und das Chor durch einen Meister Helmbolden gepflastert. Vier Kerzenstäbe,
zu denen der Bildschnitzer zu Mühlhausen vier Engel schnitzte, die der
Kirchenmaler Hans Neuger in Mühlhausen bemalte, kosteten 13 Gulden 7 Schnb.
Eine neue Kirchentür und die Fenster wurden eingesetzt. Meister Clauß
aus Heiligenstadt malte eine "Tafel" und ein neues Kruzifix an, die
ab 1510 die Kirche verschönerten. Außerdem erhielt die Kirche neue
"Männerstände" und "Weiberstände". Um eine
Einnahmequelle zu haben, wurden diese Kirchenstellen an die Einwohner verkauft.
Darüber berichtet die Kirchenrechnung von 1611 wie folgt:
"23 Gulden von 23 Mann stenden empfangen vor jeden 1 Gulden"
"25 Gulden 15 Schnb. von 103 Weiber stenden empfangen vor jeden 5 Schnb."
Über das Ausmaß der Renovierung dieser alten Kirche kann man sich erst das rechte Bild machen, wenn wir die nachstehenden Auszüge aus der Kirchenrechnung des Jahres 1611 in Augenschein nehmen:
Mehr Ausgabe Gelt so zu Deckung des Thurmbs uff die Kirchen gange
3
Schn.
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Dem Decker zu Mohlhausen zu wincauff geben als man Ihn den Thurmb zu decken verdingt. | ||
10
Gul.
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gemeltem Decker von solchem Thurmb mit Bretter Schindeln zu decken geben | ||
5
Schn.
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Der Decker mit seinem Sohn nach Verfertigung der Arbeit vertrunken und verzehrt | ||
1
Schn.
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Vor Schnellot geben damit die Bleche uffm neuen Thurmb gelottet wurden | ||
4
SChn.
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Vor 1 Metzen Saltz geben damit die Bretter zum Thurmb eingebirst werden | ||
10
Schn.
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Dem Schreiner wie auch dem Decker zu wincauf geben, als man einstheils mit dem Schreiner die Gestulich in der Kirchen zu machen verdingt, andertheils dem Decker des neuen Turms zu decken verdingt. | ||
2
Schn
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einem Booten geben so den Decker zu Treffurt wieder uffgesagt | ||
5
Schn.
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Vor Blech geben damit der Knauff uffm Thurmb bekleidet worden | ||
2
Schn.
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Idem einem Boten geben so das Blech in Mohlhausen geholt | ||
10
Schn.
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Andreas Godeharten geben das er 2 Tage dem Meister helfen Bretter saumen zum Thurmb | ||
Ausgabe
Gelt so uff Schreiner wegen und innwendig Kirchen gebäude gangen
|
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7
Gul.
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12
Schn.
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6
Pf.
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Vor 46 Dellen geben so in der Kirchen verbraucht |
12
Gul.
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9
Schn.
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Vor 1 Schock 22 Dellen geben |
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1
Schn.
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Den Fuhr Leuthen zu einem Stubichen Biers verehret so die Dellen zu Mohlhausen abgeholt |
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14
Schn.
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Diesen Fuhr Leuthen zu 6 Metzen Hafer bezahlt zur Fütterung |
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2
Schn.
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Zu Mohlhausen zu 2 Stubichen Biers verrechnet |
6
Gul.
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|
Vor 1 Schock Dellen geben |
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18
Schn.
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Vor 7 Stemmen Höltzer zu Mohlhausen gekaufft, welche man zu dem Manns Gestullich gebraucht |
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1
Schn.
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Vor Dellen Nagel so zu dem Gestullich gebraucht |
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2
Schn.
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Die Altaristen verdrunken als sie diese Materien zu Mohlhausen gekauft und abgeholt |
10
Gul.
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Nochmals uff 2 1/2 Schock Dellen geben, so man den 29. Oktobris zu Mohlhausen gekauft |
1
Gul.
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14
Schn.
|
6
Pf.
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Vor Dellen geben so Adam Karstedt der Schreiner zu Mohlhausen gekauft |
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18
Schn.
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Claus Lessler Claus Engeld und Jacob Anhalten von 2 Schock Dellen von Mohlhausen anhero zu fuhren geben |
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5
Schn.
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Jorge Muerer das restliche Dellen von Mohlhausen anhero gefuhrdt |
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3
Schn.
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Kersten Freunden geben das er die Schwellen zu den Weiber Gestullich schlissen helfen |
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1
Schn.
|
2
Pf.
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Zu einem Stubichen Biers verehret, als er in die Arbeit gestanden |
|
1
Schn.
|
2
Pf.
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Idem dem Schreiner an vier Stubichen Biers verehret als man diesmals mit eingerechnet |
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3
Schn.
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4
Pf.
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Dem Schreiner an Bier verehret als der Predigt Stuhl ist uffgerichtet worden |
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|
4
Pf.
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Vor Bichpech geben damit die Eisen da der Predigt Stuhl mit angemacht geschwärzt worden |
47
Gul.
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7
Schn.
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Dem Schreiner überhaupt uff die gedingte Arbeit uff Rechnung geben |
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13
Schn.
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5
Pf.
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Sie zu vier Dellen bekommen |
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16
Schn.
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Vor 7 Pfund Leim so die Schreiner verbraucht |
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2
Schn.
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Von Nägel und den Leim zu Mohlhausen zu holen |
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15
Schn.
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Vor 500 Nägel zu den Weiber- und Manns-Gestullichen wie auch zum Predigt Stuhl gebraucht worden |
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12
Schn.
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Bastian Hasen von 230 gantze und halbe Dellen Nägel zu machen welche zu den Gestullichen gebraucht |
2
Gul.
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6
Schn.
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Von dem Isen da der Predigt Stuhl mit angemacht auch vor Haken und Spangen zu den zwey Chorthueren Bastian Hasen zu machen geben |
4
Gul.
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12
Schn.
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Vor 5.000 Brettnägel damit der Meister die Bretter uffm Turm angenagelt |
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2
Schn.
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8
Pf.
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Bastian Hasen zu Botenlohn geben, so itzt gehörte Nägel zu Helgenstadt geholt |
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|
7
Pf.
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Itzt gesagten Hasen zu einer Kanne Biers verehret als er die Nägel so in die Kirchen verbraucht gemacht |
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3
Schn.
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4
Pf.
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Der Decker verdrunken als er diesmals nach seiner Besoldung hier gewesen |
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2
Schn.
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8
Pf.
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Seindt vertrunken als die Bretter zum Thurm gesotten |
1
Gul.
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19
Schn.
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Vor einen Vorhang geben vor den Altar |
1
Gul.
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7
Schn.
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Vor Zwern für Hange gegen den Altar |
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18
Schn.
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Hans Lothen von 30 Stäben zu drehen und auszuhauen so bei dem Kichthurm gebraucht |
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13
Schn.
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3
Pf.
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Dieß 1611 Jahr Schatzung und Wessel Gelde entrichtet |
1
Gul
|
4
Schn.
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Dem Schreiner von dem Bichtstuhl zu machen geben |
117
Gulden
|
4
Schneeberger
|
11
Pfennig
|
wurden ausgegeben. |
Wie wir aus den alten Kirchenakten entnehmen können, waren die Lengenfelder Einwohner mit Beginn des Jahres 1611 froh, dass endlich ihre soweit wieder hergestllte Kirche auf den alten, schon 1504 urkundlich genannten Titel "ad Beatam Mariam Virginem" geweiht werden konnte. Da der Weihbischof von Erfurt, Cornelius, im Jahre 1611 eine Firmungsreise durch das Heiligenstädter Kommissariat unternahm, schickte der derzeitige Lengenfelder Pfarrer, Laurentius Hahn, ein Schreiben zum Kommissarius Rudolph von Hidessen (1603 - 1616) mit der Bitte, der Herr Suffragan möge die Lengenfelder Kirche konsekrieren. Ein Bote brachte die Nachricht zurück, dass die Kirche in Lengenfeld am 5. Mai 1611 konsekriert wird.
Darüber lesen wir auch in der Kirchenrechnung von 1611:
"= 3 Schneeberger einem Boten geben, so von Heiligenstadt einen Brief bracht, daß der Herr Suffreganeus diesen Orte anlangen wollte."
Die Konsekration, bei der die Kirche wieder auf den alten Titel geweiht wurde, fand am 5. Mai 1611 durch den Weihbischof von Erfurt, Cornelius, statt. Die Weiheurkunde, die in den Altar gelegt wurde, hat folgenden Wortlaut:
"ANNO
MILLESIMO SEXENTESIMO Undecimo die quinto mensis May. Ego Cornelius Episcopus
Ascaloniensis Suffraganeus et Praepositus Moguntius in Guitate (Quitate?) Erfordensi,
Consecrary Ecclesia et altare hoc in honorem Sactae Dei Genetricis Mariae et
reliquias sanctorum Martyrum sociorum S. Gereonis Maurity et Sanctae Ursulae
in eo inclusi, Et singulis Christi fidelibus hodie unum annum et in die anniversario
consecrationis huiusmodi ipsam visitantibus quadraginta dies de vera indulgentia
in forma Ecclesiae consueta concessi."
Gleichzeitig wurde auch der Friedhof, der für 7 Gulden 12 Schneeberger eine 12 Ruten lange Umfriedungsmauer (1 Rute = 12 Fuß; 1 Fuß = 3,76 m; 12 Ruten = 45,12 m) erhalten hatte, geweihtf.
Am gleichen Tage spendete der Weihbischof von Erfurt, Cornelius, in Lengenfeld 301 Personen die Firmung.
Über diesen denkwürdigen 5. Mai des Jahres 1611 berichtet uns die Kirchenrechnung von 1611 wie folgt:
"3 Gulden 6 Schneeberger vor Weihrauch geben, als die Kirchen und Kirchhoff sollen Consecriert werden."
"4 Gulden 12 Schneeberger an Fleisch, Brodt, butter, Kaese und Gewurtz uffgangen, als der Suffraganeus beneben seinen Diener dieses Ortes Malzeit gehalten."
Idem
"4 Gulden die Zeit in Wein uffgangen,"
"1 Gulden idem an Bier,"
"1 Gulden 10 Schneeberger des Herrn Suffraganeus Diener die Zeit verehret."
Da die Arbeiten an dieser Kirche trotz der bereits vorgenommenen Konsekration noch nicht ganz beendet waren, wurde in den darauffolgenden Jahren bis 1616 die Kirche weiterhin ausgebaut und verschönert. Dielen und Pfosten wurden gekauft, der Boden der Kirche ausgebessert, Gesimse bearbeitet, drei Mannstände errichtet, ein Beichtstuhl gebaut und aufgestellt, die Kirche innen getüncht und neue Fahnen und Vorhänge für den Altar angeschafft.
Besonders aber muss an dieser Stelle der Kirchenmaler Jorge Castdorff aus Mühlhausen erwähnt werden, dem man das Aus- und Bemalen der Kirche am 12. August 1615 übertragen hatte. Darüber sagt die Kirchenrechnung von 1616 folgendes aus:
"Zu gedenken, daß mahn Meister Jorgen Castdorff aus Mohlhausen den 12. Augusti 1615 zu malen verdingt, erstlich den Außzug uff der Taffel auch die Altare in etwaß erbessern |
24
Guld.
|
|
Idem vom Gewelbe im Chor |
9
Guld.
|
12
Schnb.
|
Idem von zwey Bildern und dem Gesprenge zwischen dem Chor |
6
Guld.
|
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Von 3 Mannstenden Idem außerhalb dem Chore |
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18
Schnb.
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Idem von 28 Manns Gestullich neben Bichtstulle |
12
Guld.
|
|
Idem von 12 Bildern im Prediggestull und in die Tafel |
9
Guld.
|
12
Schnb.
|
Undt alß in Summa |
62
Guld.
|
2
Schnb.
|
Darauf ine dem Meister geben. |