Baugeschichte unserer Kirche

6. Das Pfarrhaus

Das ganze alte Pfarrhaus, das schon an der gleichen Stelle wie das heutige gestanden hat, muss schon 1580 in einem schlechten Bauzustand gewesen sein. Denn seit dieser Zeit finden wir in den laufenden Jahresrechnungen stets Angaben "zur Besserung des Pfarrgebäudes".

So muss u.a. im Jahre 1588 das Pfarrhaus gedeckt, die obersten Stuben neu gemacht und neue Türen eingesetzt werden. 1599 erfolgt auf der Pfarrei eine Untermauerung. Außerdem treten immer wieder Ausgaben "vor die Pfarrscheune, den Schwinekoben, Kühstall und die Misten uff der Pfarr'" auf.

Infolge dieser Notlage entschloss man sich im Jahre 1618 - die Restschulden von den großzügigen Bauarbeiten an der alten Kirche waren ja getiltgt - ein neues Pfarrhaus zu errichten. Schon im Frühjahr 1619 wurde mit dem Neubau begonnen.

Um einen Überblick über die Größenordnung dieses Bauprojektes und die derzeitigen Preisverhältnisse zu bekommen, führe ich hie die Baurechnung von 1619 wortgetreu auf:

Rechnung

der Verordneten Bauherrn über das Pfarrhauß Hanßen Jacoben und Jacob Helmrecht über Innahme undt Außgabe

Anno 1619

Von Phillipp Falcken, Amtsschreiber zu Treffurt wurden "zur Notwendigen" Außgabe des neuen Pfarrgebäudes 50 Gulden geborgt.

Die Gesamteinnahmen für das Jahr 1619 betrugen 164 Gulden und 15 Schneeberger.

Folgende Ausgaben entstanden beim Bau des neuen Pfarrhauses:

4 Schn.
Clauß dem Zimmermann als er zu Dörn die Höltzer beim Predicanden beschlagen
1 Schn.
8 Pf.
Als er das Holtz in der Holau gehauen
4 Schn.
9 Pf.
Als die Latten zu Bartloff ghauen wurden
1 Gul.
6 Schn.
Clauß Weyner von den Latten auszuhauen
13 Schn.
3 Pf.
Die Faulunger das Holtz zu Dörn hergefuhrt Verthan
2 Gul.
6 Schn.
Dem Holtzschnitter geben müssen
21 Gul.
Dem Ziegeler Schlemmer Vor Kalck und Ziegell
6 Gul.
6 Schn.
Meister Baltzer Schneider, Decken zu dem Pfarrhaus geben
2 Gul.
6 Schn.
Uff gehaltene Kirchenrechnung an Bier dem Wirt zahlt
10 Schn.
6 Pf.
im Oberambt Tranckgelt wegen Latten entrichten müßen
9 Schn.
Den Zimmerleuten Schloß Bier
8 Schn.
alß den Maurern die Mauer und Keller verdingt worden
3 Gul.
Henrich dem Schreiber zu Zell Dranckgeld verehret als das Holtz gehauen
3 Gul.
12 Schn.
Christoffel Stöber in der Pfarr Schreiner
2 Gul.
1 Schn.
Meister Melchior dem Schreiner geben, daß er in der Pfarr gearbeitet
2 Schn.
alß das Holtz uff Bartloffer Heiligberg gefällt worden
17 Schn.
5 Pf.
Die von Effeldra alß daß Eichen Holtz zu Schwellen aus der Hollau hergefuhrt worden
2 Schn.
Hanßen Dinkelberg alß er zu Effeldra gewesen und anregung gethan der Holtzfuhr halber
5 Schn.
als den Nachbarn um Holtz gehauen verzehret worden
1 Gul.
4 Schn.
Den Zimmerleuten an den Bogen zum Keller undt Balken zu machen geben
8 Schn.
Vor Fleisch und Eßen sindt aufgangen als die Zimmerleute ihr Schloß Bier getrunken
23 Gul.
Die Maurer vom Keller und Mauer Werck zu machen geben
3 Gul.
15 Schn.
Den Meurer von Steinbrechen geben müssen
38 Gul.
16 Schn.
Clauß Kirchoff von der Pfarr zu machen geben
3 Gul.
Als richten an Brot uffgangen
10 Schn.
Der Alt Ziegelers geben vor 6 alte Delen
22 Gul.
Hanßen Schmidt seinen Gesellen geben alß mit der Pfarr zu Clauben fertik worden
17 Schn.
Hanß Nußbaum und Thomas von Effeldra von Haus Erden Stuben und Kammer zu schlagen geben
8 Schn.
Vor bester Stricke zum Gerüst
8 Schn.
Vor 150 Nägel geben auch Leim geben
16 Schn.
Vor 4 Mäßer Bier den Steinfuhrer von Hildebrandshaußen an Bier verehrt
6 Schn.
Den Faulunger als sie Stein gefuhrt verdrunken
12 Schn.
Die Mauer als sie mit der Arbeit fertig von dem verthan
6 Schn.
Die Kleiber als sie mit dem Boden zu schlagen fertig worden verthan
5 Schn.
Die Decker verthan als sie mit der Arbeit fertig worden
2 Schn.
Claus Kirchoff als er mit den Dreppen fertig worden verthan
4 Schn.
Den Leuten verehret als die Schweinkoben fortgebracht worden verthan
2 Schn.
Als die Thelen von Mühlhaußen hergefuhrt verehret dem Fuhrmann
11 Schn.
4 Pf.
Den Maurer Grund Bier aufgangen
12 Schn.
Meister Melchior an Fleisch geben
2 Gul.
2 Schn.
Meister Werner Fenstermacher uff Rechnung geben
8 Schn.
3 Pf.
Vor Nagel und Leim geben
7 Gul.
17 Schn.
Vor 42 Delen geben
3 Gul.
10 Schn.
Dem Maurer vom Cammin Ofenstein Herde Siedekessel zu machen geben
11 Schn.
7 Pf.
Dem Schlößer von Bartloff vom Schloße an die Haustür und vier alte Schlöße aufzuputzen
1 Guld.
Dem Schlößer zu Geismar von 2 Schloßen an Stuben und Kammertür geben
3 Schn.
In die Küchen verthan
4 Schn.
4 Von Spitzen der Bicken
2 Schn.
Von der Mittelsten Glasen Fach
1 Schn.
An Zweygen Haken in den Keller
12 Schn.
Vor 1 Stück Eichenholz
2 Schn.
Vor 2 Eisen in den Keller
4 Schn.
Vor 2 Neuwe Haken in den Keller
2 Gul.
5 Schn.
Vor 644 Nagell zu Latten
8 Schn.
Vor 26 Koppnagel
2 Schn.
Vor 6 Klein Knienagell
11 Schn.
Vor 115 Latten Nagel
8 Pf.
Vor 2 Donnagell
4 Schn.
6 Pf.
Vor 200 Leistnagell und 2 Kninagell
6 Schn.
Vor 2 Spangen an Leder
12 Schn.
Vor 2 par Spangen und Haken an die Hausthor
16 Schn.
Vor 2 par Spangen mit geschwisten Haken an Stuben und Kammerthor
1 Schn.
Vor 2 Entzle Haken
1 Schn.
Vor 3 Haken
6 Pf.
Vor Nagell zu Spangen
1 Schn.
2 Pf.
Vor 30 halben Delen Nagell
2 Schn.
Vor 30 Latten Nagell
10 Pf.
Item vor 2 Haken in Spangen
3 Pf.
Vor Schloßnagell
7 Pf. Vor Delen Nagell
6 Schn. Vor 2 par Spangen an die Ober Kammerthor
5 Schn. Vor 1 par Spangen an die Ober Thor
1 Schn. 1 Schlißeißen
2 Schn. Vor ein Eißen unter die Blaßen
1 Schn. Zu machen von Eißen unter die Bratkachel
2 Schn. Vor 4 Entzele Haken und Spangen

Für die neue Pfarrei wurden im Jahre 1619

167 Gulden 2 Schneeberger 11 Pfennig

verausgabt.

Obwohl das neue Pfarrgebäude noch nicht ganz fertiggestellt war, wurde das Erdgeschoss schon im Oktober 1619 bezogen.

Im Jahre 1620 erfolgte dann auch die Durchführung der restlichen Bauarbeiten in der oberen Etage.

So mussten für die Fertigung und das Einsetzen der Türen und Fenster (mit Glas), das Putzen der Wände ("Kleiben"), Tünchen der Stuben und Aufbringen des Estrichs im Jahre 1620 nochmals 46 Gulden 6 Schneeberger aufgebracht werden.

Damit beliefen sich die Gesamtbaukosten für die in den Jahre 1619/20 neu erbaute Pfarrei auf

213 Gulden 8 Schneeberger 11 Pfennig.

Obwohl mit der Pfarrstelle an unserer Kirche, von der die beiden Filialen Faulungen und Hildebrandshausen mit betreut werden mussten, eine Kaplanstelle verbunden war, fehlte für den jeweiligen Stelleninhaber bis zum Jahre 1806 immer noch der geeignete Wohnraum. Endlich entschloss sich die Kirchengemeinde nach Abbruch eines kleinen Gebäudes neben der Pfarrei, auf der gleichen Stelle im Jahre 1807 einen zweistöckigen Anbau (Parterre und 1. Stock) zur errichten. der eine Pfarrküche und eine Wohnung für den Kaplan beinhalten sollte. Das Holz und zwei Gitterfenster des abgerissenen Gebäudes verkaufte man meistbietend an die Bevölkerung.

Die nachstehend aufgeführte Rechnung des Jahres 1807 über diesen Anbau, der heute von den älteren Einwohnern unserer Gemeinde immer noch die "Kaplanei" genannte wird, soll uns einen Einblick in die derzeitigen Preisverhältnisse geben:

Rechnung
über
Einnahme und Ausgabe der Kirche
ad
Beat : Mari : Virg:
zu Lengenfeld

Unter dem Vorstande des Herrn Pfarrers und Dechants Lotze geführet durch den bestellten Oberaltaristen Johann Peter Steinwachs
a Termine Michaelis 1806 bis dahin 1807

Notand: Daß in dieser Rechnung 12 = 1 guter Groschen und 24 gute Groschen = 1 Reichsthaler ausmachen

Ausgabe an Gelde

An Baumaterialien
Rthlr.
Gr.
Pf.
Für Bauholz zur neuen Pfarrküche und Ausbesserung der übrigen Pfarrgebäude sind dem K: Schultheißen JOhn gezahlt
38
20
3
An den Ziegler Nicolaus Hahn für gelieferten Kalk und Ziegel
14
-
-
An den Luttermüller Oberthür für gelieferte 60 STück Buchenplatten à 1 gg 2 Pf.
2
21
9
Für einen doppelten eisernen Ofen von 7 Centner
24
4
-
An Fuhrlohn und für Bestellung und Abholung des vorbesagten eisernen Ofens an Thomas Simon dahier gezahlt
8
22
-
Dem Schlossermeister Ignatz Adam von Dingelstädt für einen Schloß an die Thür der Kaplaney
4
-
-
An denselber für 1 neuen Schloss an die Pfarrthür
6
10
-
An den Schmied Simon für Bänder und Nägel an die Pfarr Küche
8
-
An den Glaser Johann Schade für Tafelglas in die Pfarrfenster
3
-
-
Für 8 Stück Diehlen unter das Pfarrküchendach von Nicolaus Schade
2
8
-
Für 730 Stück Lattennägel
13
6
Summa für Bau - Materialien
107
17
An Bau- und Reparaturkosten des Pfarrhauses      
An den Zimmermeister Bernard Bartholomäus, die Pfarrküche neu auf zu zimmern, für Holz zu schneiden
35
10
-
An den Zimmermeister Lorenz Lotze, Holzschneidelohn und für Ausbesserung der Wände in der Nebenstube
7
14
-
An den Mauermeister Franz Luhn, die Pfarrküche zu unterschlagen und für mehrere Arbeiten in derselben
10
16
-
An den Weißbünder und Dachdecker Wilhelm Sander, das Dach auf dem Pfarrhause umzulegen, neu zu latten, zu unterwischen und zu decken, nebst die 3 Stuben im Pfarrhause, unterste Etage zu weißen
13
8
-
An den Kleiber Christoph Richwien für die sämtliche Kleiberarbeit an den Pfarrgebäuden und für mehr verrichtete Holzhauer- und Tagelohnsarbeiten
17
-
-
An den Schreiner- und Glasermeister Johann Schade für Schreiner- und Glaserarbeit
6
4
-
Holzhauerlohn an Conrad Ochsenfarth und Consorten
1
-
-
Desgleichen an Paulus Koenig
4
-
Abermal Holzhauerlohn an Conrad Ochsenfarth
20
-
An Jacob Fey, für 6 Stück Buchen im Kirchenholze umzuhauen zum Pfarrbau
6
6
Auf persönliches Ersuchen des Hl. Dechant Lotze, gaben mehrere begüterte Einwohner dahier freywillig ohnentgeldlich Stroh zum Kleiben der Pfarrküche pp her; dieses Stroh mußte nun durch den Altaristen Steinwachs von jedem Geber gesammelt, auf einen Wagen geladen und auf den Pfarrhof gebracht werden. Für diese eintätige Versäumniß und einen Tag mit Herrn Dechant im Orte herum zu jedem Wohlthäter zu gehen und um das Stroh zu bitten, rechnet Altarist pro Tag 6 gg.
12
-
Dann sind an Hans Heinrich Doering dahier gezahlt, das vorbesagte Stroh von einer Thür zur anderen aufzuladen und auf den Pfarrhof zu fahren
8
-
Für 2 Kannen Brandewein, welche die Zimmer- und Dienstleute beym Aufrichten der neuen Küche verabreicht worden sind, gezahlt
1
-
-
Altarist rechnet für eine Weg nach Wanfried, daselbst Nägel zu holen
4
-
Derselbe für einen Weg in die Luttermühle, daselbst die neuen Latten abzuholen
4
-
Eben derselbe für 3 malige Verkaufung der Späne udn Abfälle vom Pfarrbauholze
4
-
An Chrisotph Richwien sind gezahlt für verschiedene Fächer auszukleiben
4
-
An den Gemeinde Untervorsteher Michael Morgenthal sind gezahlt, die nöthigen Dienstleute zum Pfarrbau hier im Orte nach der Ordnung zu heißen
1
12
-
Summa Bau- und Reparaturkosten
96
8
6

Die Gesamtbaukosten für die neue "Kaplanei" (Anbau des Pfarrhauses) betrugen

204 Reichsthaler 1 Groschen 6 Pfennig.

Im Jahre 1835 wurden die alten Wirtschaftsgebäude auf der Pfarrei abgerissen und an der gleichen Stelle der Grundstein für den Neubau einer Scheune mit Stallungen gelegt.

Als der Neuaufbau dieser Scheune im Jahre 1837 fertiggestellt war, beliefen sich die Gesamtbaukosten auf 793 Reichsthaler 3 Groschen 1 Pfennig.

Wenn auch in den Jahren 1925 und 1933 an unserem Pfarrhaus Renovierungsarbeiten in einer Gesamthöhe von 3.985,00 Mark durchgeführt wurden, so nagte doch das über dreihundertjährige Alter an diesem Gebäude. So es auch nicht verwunderlich, dass man bei einer baulichen Inspektion im Jahre 1972 angefaulte Balkenzapfen und auch morsche Trägerpfosten an der Westseite des Pfarrgebäudes feststellte. Um der Einsturzgefahr aus dem Wege zu gehen, entschloss man sich sofort, diese Wand abzureißen und vollkommen neu aufzubauen.

Ein Neuaufbau im Fachwerkstil war aus Mangel an Hartholz nicht möglich. Daher musste diese Wand vollkommen massiv errichtet werden. Diese Arbeiten wurden dann im Jahre 1973 von folgenden Fimren, zu denen noch Arbeitsleistungen von mehreren Einwohnern hinzukamen, ausgeführt:

1. VEB Gesellschaftsbau Mühlhausen
Abbruch-, Erd-, Mauer-, Putz-, Beton- und Gerüstarbeiten, Bauwerksabdichtung und Transportkosten
11.312,44 M
2. Martin Simon, Schmiedemeister in Lengenfeld u. Stein
Verankerung und Bauklammern
77,90 M
3. Joseph Gaßmann, Klemnermeister in Lengenfeld u. Stein
Klempnerarbeiten
542,90 M
4. Otto Weiland, Elektromonteur in Lengenfeld u. Stein
649,86 M
5. Andreas Busse, Zimmermeister in Lengenfeld u. Stein
Zimmer- und Tischlerarbeiten
3.965,08 M
6. Heinrich Richwien, Malermeister in Lengenfeld u. Stein
99,53 M
7. Lohn für die Hilfskräfte, die am Neuaufbau der Westwand mitgeholfen haben
737,00 M
8. BHG, Lengenfeld u. Stein
Kalk, Zement, Nägel
488,87 M
9. Rat der Gemeinde, Lengenfeld u. STein
20 Stück Zementleichtbauplatten
72,00 M
  Für den Neuaufbau der Westwand unseres Pfarrhauses wurden im Jahre 1973 ausgegeben:
17.945,58 M

Unser Pfarrhaus - erbaut 1619 - das als zweitältestes Gebäude nach der Hagemühle - erbaut 1577 - wieder im schönsten Glanz erstrahlt und dessen Mauern eine wechselvolle Geschichte, die auch unser Leben bis heute geprägt hat, erlebt haben, steht als eines der schönsten Fachwerkhäuser unter Denkmalschutz.