Neubau unserer Kirche

4. Umfassungsmauer des Kirchhofs

Da die Umfassungsmauer des Kirchhofs in einem sehr schlechten baulichen Zustand war, stellte die Kirchengemeinde am 3. März 1885 an die "Königliche Regierung in Erfurt" den Antrag zum "Bau einer neuen Kirchhofsmauer unter Verwendung der noch brauchbaren Steine der alten Mauer".

Nachdem nach langwierigen Verhandlungen erst im Mai 1887 die Genehmigung zum Neubau dieser Mauer erteilt worden war, fertigte der Bautechniker Schade im Juni des gleichen Jahres die Bauzeichnung zu diesem Projekt an. Trotzdem konnte mit dem Bau der Mauer wegen Klärung der Kostenfrage erst 1889 begonnen werden. Die Ausführung dieses Baus, der anfangs Oktober 1890 zu Ende geführt wurde, übernahm der Mauermeister Oberthür aus Hildebrandshausen.

Am 18. November 1889 wurden an den Mauermeister Oberthür "für bereits fertige Arbeiten an der Umfassungsmauer der Kirche zu Lengenfeld u. Stein" gezahlt
1.630,64 Mark
Am 30. Oktober 1890 wurden für die Fertigstellung der Umfassungsmauer einschließlich Treppenaufgang nochmals an den Mauermeister Oberthür gezahlt
5.472,03 Mark
Der eiserne Gitterzaun, der 1891 auf die Umfassungsmauer gesetzt wurde, kostete
2.520,00 Mark
Damit beliefen sich die Gesamtbaukosten der Umfassungsmauer einschließlich Gitter und Treppenaufgang auf
9.622,67 Mark

Bemerkenswert ist, dass vier Grabsteine von ehemaligen Priestergräbern, die bis 1882 auf dem alten Friedhof bei der Kirche gestanden hatten, in die Westseite eingemauert worden sind. Auf dem Grabstein an der Nordwest-Ecke dieser Mauer war folgender Spuch eingemeißelt, der bis 1950 noch zu entziffern war, heute aber ganz verwittert ist:

VITA QUID EST? VENTUS! QUID VENTUS? LABILIS UMBRA.
UMBRA QUID EST? NIHIL. EST VITA QUID ERGO? NIHIL.
ES IST ABER LEBEN EIN DAMPF IST ES DER EINE KLEINE
ZEIT WAHRET DANACH VERSCHWIND. AP. JACOB IV. CAP.
ACH WIE ... CHST SEIN ALLE MENSCHEN ...

WAS IST DAS LEBEN? EIN WIND! WAS DER WIND? EIN SCHWANKENDER SCHATTEN.
WAS IST EIN SCHATTEN? NICHTS. WAS IST DAHER DAS LEBEN? NICHTS.

Ebenso ließ Pfarrer Großheim den sogenannten "Frauenstein", den er für 50 Pfennig von der Familie Höppner in der Herrengasse erworben hatte, in die Nordseite der Kirchhofsmauer einsetzen. Dieser Stein, in dem der Gekreuzigte, Maria und Johannes, zwei Wappen und eine nicht entzifferbare Inschrift eingemeißetl sind, stand ehemals als Grabmal einer Frau am Eingang des Bilztalsweges bis zum Jahre 1858. Als in diesem Jahr mit dem chausseemäßigen Ausbau der Dorfstraße und sämtlicher Landstraßen, Kloster Zella - Lutterbrücke, Lengenfeld - Faulungen und Lengenfeld - Hildebrandshausen begonnen wurde, musste dieser Grabstein entfernt werden. Noch heute nennt man den ehemaligen Standort am Eingang zum Bilztal "Beim Frauenstein" und eine Hecke, die bis 1946 links der Landstraße stand, "Die Frauenhecke".

Mit diesem "Frauenstein" wird die Sage "Das Fräubchen von England in Vergindung gebracht. (Siehe "Obereichsfeldischer Sagenschatz" von Karl Wüstefeld, Seite 107).