Neubau unserer Kirche

5. Abbruch und Neuaufbau der Westwand unserer Kirche

Obwohl alle Einwohner unserer Gemeinde glücklich über ihre neue und große Kirche waren, in der nun alle bequem Platz beim Gottesdienst fanden, wurden bereits im Jahre 1890 große MÄngel an diesem Neubau festgestellt. So teilte der Kirchenvorstand in einem Schreiben vom 1. Juli 1890 dem Kommissariat in Heiligenstadt folgende Schäden an der Kirche mit:

a) Die beiden Pfeiler an der südwestlichen Ecke des Schiffes zeigen so tiefgehend Risse, dass wahrscheinlich ein Viertel der Pfeiler abzutragen und neu aufzubauen ist.
b) Die Mauer über diesen Pfeilern hat sich vom Gewölbe getrennt und einen nach außen gehenden Buckel erhalten.
c) Der Chorraum ist ebenfalls um mehrere Zentimeter vom Gewölbe zurückgetreten.
d) Der zweite Strebepfeiler der Westseite des Schiffes vom Turm an gezählt ist gleichfalls aus dem Lot gewichen und bis in den Sockel hinein gesprungen.
e) Die übrigen Pfeiler an der Westwand haben ebenfalls Risse erhalten.

Aus diesem Grunde stellte der Kirchenvorstand den sehr dringenden Antrag, dass die Kirche einer gründlichen Revision unterzogen wird.

Bei der nun am 29. September 1890 durch den Kreis-Bauinspektor stattfindenen Revision stellte dieser fest, dass die Strebepfeiler durch in die Fugen eingedrungenes Wasser, sowie durch Frost derartig gelitten haben, dass eine teilweise Erneuerung derselben und eine Verankerung notwendig sind.

Gleichzeitig stellte er einen Kostenvoranschlag für diese Ausbesserungsarbeiten in Höhe von 1.100,00 Mark auf.

Daraufhin wurden erstmals sämtliche Dachrinnen ausgebessert bzw. erneuert, die Strebepfeiler mit Zinkblech abgedeckt, alle sichtbaren Risse mit Zement verstrichen und starke Holzstützen an der Westwand angebracht.

Außerdem erhielt 1895 die Kirche im Innern eine Verankerung.

Um das Eindringen von Regen und Schnee und damit die Feuchtigkeitseinwirkung auf das Gewölbe zu verhindern, wurde das Kirchendach teilweise ausgebessert und die Westseite (Wetterseite) im Jahre 1899 neu gedeckt. Die durch diese Schutzmaßnahmen entstandenen Kosten betrugen 3.400,00 Mark.

Da trotz aller Schutzmaßnahmen die Schäder an der Kirche immer größer wurden, entschied am 15. Juni 1903 die Kreisbauinspektion Heiligenstadt, dass die Kirche umgehend einer nochmaligen Untersuchung über ihren baulichen Zustand unterzogen werden muss.

Nach der Besichtigung der Kirche am 28. September 1903 durch den Geh. Baurat Hossfeld aus Berlin und den Kreisbauinspektor wurde geplant, im kommenden Frühjahr das schwere steinerne Gewölbe herauszunehmen und dafür ein leichtes Rabitz-Gewölbe einzuziehen, um durch diese Maßnahme den Druck auf die Außenwände zu verringern.

In einem Schreiben vom 13. Januar 1904 bat die Kirchengemeinde das Kommissariat zu Heiligenstadt um Beibehaltung des gotischen Gewölbes, da ihrer Meinung nach nicht das schwere Gewölbe, sondern das schlecht ausgeführte Mauerwerk Schuld an den aufgetretenen Mängeln trägt.

Daher zog man den Regierungs-Baurat G. Kegel aus Kassel-Wehlhausen zu Rate, der nach einer am 25. Februar 1904 vorgenommenen eingehenden Besichtigung unserer Kirche folgendes endgültige Gutachten verfasste:

Kassel-Wehlhausen, den 29.2.1904

G u t a c h t e n
betreffend den baulichen Zustand und die notwendigen baulichen Aenderungen an der Kirch zu Lengenfeld u. Stein

Auf Wunsch des Kirchenvorstandes der Gemeinde Lengenfeld u. Stein hat der Unterzeichnete am 25. d. M. eine eingehende Besichtigung der Kirche daselbst vorgenommen. Diese ist eine centrale durch vier Säulen in drei Schiffe geteilte Anlage; sie ist im Aufbau als Kreuzkirche mit gleichen Armen entwickelt. bei welcher in den Ecken noch quadratische Felder eingefügt sind; der Kreuzbau ist durch Übermauerung der kurzen Gurte hoch geführt, die Außenwände der vie kleinen Quadrate sind niedriger gehalten und diese letzteren mit flachen Dächern abgedeckt. Das Chor schließt sich in der Breite des Hauptschiffes an, der Turm liegt rechtsseitig vom Haupteingang; annähernd in gleicher Breite mit dem Turm ist eine Vorhalle dem Kirchenraum vorgelegt, die im obenen Teil die Orgelbühne bildet. Die Kirche ist im Jahre 1882 aus Kalkbruchsteinen mit Sandsteinverblendung aufgeführt, der Turm ist alt.

Die Lage betr. sei bemerkt, dass die Achse der Kirche von Nord nach Süd gerichtet ist, die rechte (Epistel) Seite nach Westen liegt.

Im Äußern zeigt der Bau sowohl im Mauerwerk als an den Strebepfeilern zahlreiche Risse - hauptsächlich am Chor und auf der Westseite - also an den besonders dem Wetter ausgesetzten Seiten. Diese Risse verlaufen im aufgehenden Mauererwerk in der Weise, dass unter dem Hauptgesims, um die Fensterbögen und unter den Sohlbänken die Sandsteinverblendung in den einzelnen Steinen vor die Mauerflucht tritt und von den betreffenden Werksteinen sich losgelöst hat. Die Verblendung besteht aus rd. 30 cm hohen Werksteinschichten, die 2, durchschn. 60 - 70 cm lg. Läufer einen meist quadratischen Binder zeigen. Diese Binder sind in den meisten Fällen gegen die Läufer zurückliegend, letztere haben vielfach die Kopfflächen der Binder bei ihrem Vortreten angeblättert. Die Risse in den Strebepfeilern zeigen sich besonders in der unteren Hälfte, das eigentliche Pfeilermauerwerk hat sich, dem Verband entsprechend, etwa in einer Abtragung von 60° ausgeinandergetrennt, so daß der obere Teil der Pfeiler als Widerlager nicht in Wirksamkeit tritt. Die Abtrennung ist ohne Verdrückung in der Waagerechten geschehen, denn das Sockelgeims liegt im Wege, dagegen hängen die oberen Kanten erheblich über, etwa 7 cm auf 3 m. Im Innern fand sich bei Ablotung der rechtsseitigen (westl.) Säulen und Außenmauer, dass erstere etwa 32 mm aus dem Lot stehen, 180 mm an den Kanten des großen Fensters (d e), etwa 85 mm, dagegen am Widerlagen des nördlichen Gurtes nur 60 mm aus dem Lote steht.

Die Gewölbe sind aus Tuff- (Süßwasserkalk) Steinen zwischen Sandsteinrippen hergestellt, die Gurten ebenfalls aus Werksteinen. Von West nach Ost sind durch die Bogenanfänger der Gurten starke Anker angebracht, deren Splinte außen auf den Strebepfeilern aufliegen. Die Anker sind angespannt, in den Gurten wie Rippen konnte kein Riß festgestellt werden; das Gewölbe zeigte an verschiedenen Stellen leichte Risse, die im Verputz zu verlaufen schienen, an den Schildbogen zeigten sich Fugen zwischen Gewölbe und Mauerwerk, sowie zwischen Gewölbe und Gurten; außerdem aber fanden sich sowohl an der Westwand als an den der Wand zugekehrten Gewölbekappen feuchte Flecken in erheblichem Umfange. Auf dem Dachboden konnte an den Gewölbebrücken nirgends ein Riss festgestellt werden; nur der Mörtelbeguß war, wo besonders stark aufgetragen, abgeplatzt; dagegen ließen sich auch hier Trennungsfugen an den Stirnen der Gewölbekappen zwischen diesen und dem Mauerwerk sowie den Gurten nachweisen. Aberseits war weder auf dem Gewölbe noch auf der Mauer irgendwie Feuchtigkeit zu spüren.

Der Dachstuhl befand sich in guter Verfassung; die nördliche Fußplatte des westlichen Kreuzarmes war aus dem Zapfenloch parallel zur Kirchenachse auf den Gurten aufruhenden Schwellen herausgedrückt, doch musste dies schon sehr lange her sein, da das Zapfenloch ganz voll Staub saß. Eine Belastung der Kappen oder Rippen war nicht vorhanden, die auf den Gurten liegenden Schwellen, die zugleich Spannbalken der darauf sich aufbauenden Hängewerke sind, lagen hohl, so daß die Belastung nur auf die Säulen kommt. An der Aufmauerung des südlichen Gurtes der Westhälfte fand sich ein Riss, der aber nicht nach dem Bogen hin verlief, sondern wieder zur Mauer zurückkehrte, so daß das losgetrennte Stück Mauerwerk an der Außenmauer hing und mit dieser vorgezogen war.

Die Dachrinnen und Abdeckung des Werksteinhauptgesimses konnten wegen des ungünstigen Wetters und mangels genügend langer Leitern nicht untersucht werden, im Hauptgesims zeigten sich nach Westen hin weit klaffende Fugen. An einzelnen Stellen der Sansteinverblendung wurde aus den Fugen etwas Mörtel entnommen, er zeigte sich fast nur aus Sand bestehend un hatte gar keinen Zusammenhang, weder in sich noch mit dem Mauerwerk; der Mörtel in den Gewölben erschien gut abgebunden und von hinreichender Festigkeit.

Nach dem vorstehend geschilderten Befund ist als Ursache der vorhandenen Risse in erster Linie der beim Bau des Mauerwerks verwandte schlechte Mörtel anzusehen. Die Anlage des Strebesystems ist eine so hinreichend starke (im mittleren Querschnitt sind rd. 1,90 m Widerlager vorhanden bei einer etwa 4,50 m messenden Bogenspannung, im Sockel rd. 2,20 m), daß bei nur einigermaßen gutem Mörtel in den Strebepfeilern gar keine Bewegung aufgetreten wäre; im vorliegenden Fall ist, so lange das Mauerwerk des Gewölbes noch frisch war, eine Einwirkung auf die Strebepfeiler erfolgt, infolge deren das in dem obenen Teil wahrnehmbare Überhängen eintrat zugleich mit dem Aufreißen der Pfeiler-Fugen. Später hat nach Abbinden des Mörtels der Kappen, Rippen und Gurten nur noch ein senkrechter Druck geäußert, der von dem Mauerwerk und dem unterseits daran hängenden Pfeilerstück aufgenommen wurde.

Die Bewegung in dem Pfeiler ist noch dadurch verstärkt worden, daß an den unzweckmäßig ausgebildeten Abdeckungen der Pfeilerabsätze Wasser in das Mauerwerk eingedrungen ist.

Der Umstand, daß die s. Zt. jedenfalls straff eingezogenen Anker nachgespannt sind, kann nichts für einen noch vermuteten Gewölbeschub beweisen, es ist nicht ersichtlich, warum mittlerweile eine Lockerung in der Anspannung eingetreten sein sollte. Das Vorhandensein der Fugen an den Schildbögen spricht überzeugend dafür, daß jedenfalls auf das Mauerwerk zwischen den Pfeilern ein Schub vom Gewölbe nicht ausgeübt war. Die Risse in diesem sind zunächst darauf zurückzuführen, daß zwischen Hintermauerung und Verblendung ein ungleichmäßiges Setzen stattgefunden hat, wodurch bei dem mangelnden Zusammenhalt durch den Mörtel eine Lockerung des Gefüges und Rissebildung eintrat, dann ist aber sowohl durch diese Risse als besonders durch die im Hauptgesims infolge der erwähnten Bewegung unzweifelhaft als bald nach Fertigstellung vorhandenen offenen Fugen Feuchtigkeit in größerem Maße in das Mauerwerk eingedrungen und hat eine weitere Loslösung der Verblendung von der Hintermauerung bewirkt. Die Verlbendung ist infolgedessen nur noch als eine notdürftig durch die Binder mit dem übrigen Mauerwerk zusammenhängende, dünne Schle zu betrachten, die nun durch das eigene Gewicht aufbaucht. Beweis für diese Auffassung liegt in der Tatsache, daß die Risse hauptsächlich an den Wetterseiten sich zeigen und sowohl die eigentlichlichen Binder, als auch die die Öffnungen einfassenden tiefer eingreifenden Werkstücke gegen die Verblendung zurückliegen und deutlich erkennen lassen, daß letztere sich loslösenwill. Ein überzeugender Beweis würde erbracht werden, wenn ein Läuferstein herausgestemmt würde. Hiernach würden zur Beseitigung der vorhandenen Schäden folgende Maßnahmen zu treffen sein:

1.
Abbruch des zwischen den Pfeilern befindlichen Mauerwerks an der Westseite bis zur Sockelgleiche und Wiederaufbau in bestem Mörtel; für diesen wird Zement nicht als notwendig oder gut gehalten, der zu befürchtenden Auslähungen wegen; es wird genügen Zementkalk oder Schwarzkalk mit reinem Werrasand zu verwenden.
2.
Umänderung des Hauptgesimses durch Anordnung eines überhängenden Daches mit aufgelegter oder vorgehängter Rinne.
3.

Vergießen der aus den Strebepfeilern und an den Chormauern vorhandenen Risse mit bestem Zement falls für das Chormauerwerk nicht auch ein Abbruch und Wiederaufbau als die sicherste Abhilfe erscheint.

Es empfiehlt sich noch die Abtragungen der Strebepfeiler mit je einem Werksütck oder mit einer Sandsteinplatte zu versehen, statt der jetzt vorhandenen Zinkblechabdeckung der zwei Schichten. Das Werkstück oder die Platte müßte mit der Fuge über dem Beginn der Schräge liegen.

Die Kosten der Neuherstellungen werden nicht erheblich sein, da bei einiger Vorsicht beim Abbruch sämtliche Werkstücke wieder verwandt werden können, höchstens wird es hier und da kleiner Nacharbeiten bedürfen. Ein Herausnehmen des Gewölbes wird die Mängel nicht beseitigen und ganz bedeutende Kosten verursachen, auch die Benutzung der Kirche während des Umbaues auch längere Zeit unmöglich machen.

Eine sogenannte Entlastung der Gurtbögen durch teilweise Wegnahme der Hintermauerung erscheint im höchsten Grade bedenklich insofern dadurch eine exzentrische Belastung der Säulen herbeigeführt würde, die unter Umständen ein Ausweichen der Säulen bewirken kann.

G. Kegel
Regierungs-Baumeister.

Auf Grund des obigen Gutachtens genehmigte die Regierung zu Erfurt am 18. Oktober 1904, dass unter Beibehaltung des Gewölbes das zwischen den Pfeilern befindliche Mauerwerk der Westwand abgebrochen und neu wieder aufgebaut werden soll.

Außerdem wurde der Kirchengemeinde laut allerhöchstem Erlass zur Bestreitung des auf sie entfallenden Kostenbeitrags zur Wiederherstellung der Kirche ein Gnadengeschenk in einer Höhe von 11.200,00 Mark zur Verfügung gestellt.

Daraufhin wurde vom Kreis-Bauinspektor Haubach in Heiligenstadt die Firma Dampfsägewerk u. Baugeschäft F. Mehmel in Mühlhausen beauftragt, zur Untersuchung der Zugeisenschlösser unserer Kirche noch im Oktober 1904 ein Gerüst aufzustellen, das nach Vollendung dieser Arbeit anfangs November 1904 wieder abgebaut wurde. Aber bereits im April 1905 begann diese Firma mit den Abstützungsarbeiten an unserer Kirche.

Am 6. April 1905 genehmigte das Kommissariat in Heiligenstadt den Antrag der Kirchengemeinde vom 24. März 1905, während der Zeit der großen Reparaturarbeiten an unserer Kirche, den im Jahre 1902 neu erbauten Saal der Gemeindeschänke als Notkirche einzurichten mit dem Bemerken, "[...] daß der Saal zu sonstigen Zwecken nicht benutzt wird, in demselben sich ein diebessicherer Tabernakel befindet und laut Entscheidung - S. Congr. Rit. d. d. Mai a 1641 - dieser Raum benediziert sein muß."

Infolgedessen schloss die Kirchengemeinde nach Absprache mit der politischen Gemeinde mit dem derzeitigen Gastwirt Lorenz Wehenkel nachstehenden Mietsvertrag ab:

Mietsvertrag

Es vermietet der Gastwirt Lorenz Wehenkel zu Lengenfeld u. Stein der hiesigen Kirchengemeinde den Gemeindetanzsall für die Abhaltung des Gottesdienstes, und zwar vom 25. April bis zum 20. Oktober des Jahres 1905 für den verabredeten Preis von 200,00 Mark - buchstäblich zweihundert Mark.
Der gesetzliche Stempel wird beigefügt.

Lengenfeld u. Stein, den 25. April 1905

gez.: Lorenz Wehenkel
  Kirchner, Pfarrer
  Vors. d. Kirchenvorst.

Obwohl von seiten der Kirchengemeinde alle Vorbereitungen getroffen worden waren, wurde der Baubeginn durch die Regierung in Erfurt nochmals in die Länge gezogen. Zu dieser Verzögerung führe ich an dieser Stelle folgenden Zeitungsausschnitt aus der "Eichsfelder Zeitung" an:

Lengenfeld u. Stein, 4. Mai 1905
Man schreibt uns: Während der Zeit der umfassenden Reparaturarbeiten an unserer Kirche soll ein Saal als Notkirche dienen. Hier fragt man sich allgemein: Wann beginnen die umfassenden Reparaturarbeiten? Unser hochw. Geistliche machte am zweiten Ostertage bekannt, daß an einem der nächsten Tage die Kirche geräumt würde. So war ihm mitgeteilt worden. Ist denn der Termin wieder verschoben? Sollen die unschönen Stützen aus Holz noch lange stehen bleiben? Die Reparaturarbeit wird lange, wenigstens ungefährt sechs Monate, dauern. Deshalb allgemeines Staunen, warum jetzt bei günstiger Witterung nicht angefangen wird, damit nicht der etwa im Herbst schon kommende Frost die Winterarbeit unmöglich macht oder wenigstens die Güte der Arbeit beeinträchtigt. Manche Leute halten es für richtiger und auf die Dauer billiger, wenn die Kirche neu aufgeführt würde. Ob diese Ansicht richtig ist oder nicht, kann man heute noch nicht mit Bestimmtheit sagen; die Zukunft wird es zeigen. Wir wollen hoffen, da die jetzt geplante Arbeit bald begonnen und so ausgeführt wird, daß ferneren Sorgen und Klagen der Boden entzogen wird.

Dem vernehmen nach werden Schwestern (arme Franziskanerinnen aus dem Mutterhaus Olpe) am 29. d. M. hier eintreffen und zunächst in einem gemieteten Hause wohnen, bis der Neubau der Kinderverwahranstalt und des Krankenhauses fertig gestellt ist.

Endlich Ende Mai 1905 wurde mit Beginn der Reparaturarbeiten der Oberbau des Altars auf der Bühne des Gemeindesaales, die als Chor der Notkirche eingerichtet worden war, aufgebaut.

Die gesamte Westwand wurde nach Abstützung des Kirchengewölbes abgerissen und wieder neu aufgebaut. Außerdem erhielten das Kirchenschiff und der Chorraum eine zusätzliche Verankerung.

Die Bauausführung hatte der Bau- und Mauermeister L. Baumbach aus Friedland übernommen.

Folgende Firmen und Handwerker waren an dieser großen Reparaturarbeit beteiligt:

Dampfsägewerk u. Baugeschäft F. Mehmel in Mühlhausen,
Dachdeckermeister Joseph Kellner in Heilgenstadt,
Orgelbauer L. Krell in Duderstadt,
Glasermeister Ebenau in Mühlhausen,
Tischlermeister Adam Lemmel in Lengenfeld u. Stein,
Schmiedemeister Adam Simon in Lengenfeld u. Stein.

Da die Reparaturearbeiten sich bis zum Mai 1906 hinzögerten, erhöhte sich die Saalmiete auf 1.000,00 Mark. Von diesem Betrag erhielt die Burgbrauerei Chr. Weymar in Mühlhausen 550,00 Mark und der Wirt Lorenz Wehenkel 450,00 Mark.

Als nun die Arbeiten beendet waren, beliefen sich die Gesamtbaukosten für die Wiederherstellung unserer Kirche nach der am 22. Februar 1908 aufgestellten nachfolgenden Abrechnung auf 37.449,87 Mark.

Königliche Regierung
Abteilung für Kirchen- und Schulwesen
zu Erfurt, den 22. Februar 1908

Nach der anliegenden titelweisen Zusammenstellung der Kosten für den Wiederherstellungsbau der katholischen Kirche in Lengenfeld betragen dieselben in Sa
37.449.87 Mark
Die Hand- und Spanndienste hiervon
2.162,12 Mark
So daß die reine Baulasten, die der Kirchenkasse Lengenfeld zur Lasat fallen würden
35.287,75 Mark
betragen
Da die Kirchenkasse jedoch nur im Rahmen des aufgekommenen Erläses aus Altmaterial mit
856,75 Mark
zahlungsfähig ist, muß der verbleibende Betrag von
34.431,00 Mark
mit 1/2 von der Kirchengemeinde
11.477,00 M
und mit 2/3 von dem Fiskus als Patron
22.954,00 M
in Sa:
34.431,00 M
gedeckt werden.

Es entfallen also von den Gesamtbaukosten auf:
a) Kosten für Hand- und Spanndienste
2.162.12 Mark
b) Erlös aus Altmaterial
856,75 Mark
c) Anteil der Kirchengemeinde
11.477,00 Mark
e) in Summa
37.449,87 Mark