Heinrich Richwien

Einer, der seine Heimat von ganzem Herzen liebte und der mit ihr so eng verbunden war, dass es ihn immer wieder nach seinem Vaterhaus am Fuß des Heiligenbergs aus der Fremde zurückzog, war unser Heinrich Richwien, ein Neffe unseres Heimatdichters Adam Richwien.

Er wurde am 19. März 1897 in Lengenfeld u. Stein geboren. Nach der Schulentlassung ging er zur Ziegelei, wurde Ziegelbrenner und avancierte zum Ziegelbrennermeister. Zeit seines Lebens beschäftigte er sich mit der Ornithologie, durch die er auch sein Wissen und Kenntnisse über die Flora und Fauna unserer obereichsfeldischen Heimat bereicherte, erweiterte und an die Jugend weitergab.

Literarisch begabt - die Neigung und die Liebe zu schriftstellerischen Arbeiten ist wohl eine "Richwien'sche Eigenart" - schrieb er schon in jungen Jahren kleine Gedichte, denen nun auch kurze Erzählungen folgten, in denen der eichsfeldische Humor, aber besonders die Mentalität der Obereichsfelder ihren Niederschlag fanden. Seine Arbeiten wurden auch in verschiedenen Tageszeitungen und im "Lengenfelder Echo" veröffentlicht.

Alle Lengenfelder trauerten an seinem Todestag am 11. Januar 1967 um ihren Heimatdichter, dessen literarisches Schaffen von einem tiefen Gottesglauben durchzogen war. Trotzdem aber waren alle dankbar, dass sie einen Menschen besessen hatten, der ihnen nur Freude und echten Humor gebracht hatte.

Wie bescheiden er in seinem Leben war, zeigt ein von ihm geschriebener Vierzeiler, der er mir kurz vor seinem Tod zugeschickt hatte:

"Ich benn im Laaben nischt gewaasen,
Wall ä nischt men andersch war.
Benn gewaasen Zeegelbrenner
Un bliebe üre Richwiens Henner."

Eines seiner schönsten Gedichte, das die Heimatliebe und das Heimweh, das alle Lengenfelder in der Fremde oft verspüren, so recht zum Ausdruck bringt, heißt:

Min Lengenfald

Dort, wö minne Hotzen stund,
Min Mutter in dahn Schloof mich sung,
Dort, wö äs gett zum Heidenküs,
Do stett min Aohnen ehre Hüs.
Kenn schenner Platz gitt's uff dar walt,
Als min liebes Lengenfald,
Wö ich benn d'rhäim.

Wö Klüs un Kritz am Waage stenn,
De Frieda därch daos Derf fleeßt henn,
Wö's Echo schallt vum Felsgestäin
Därch Täler, Schluchten, Fald un Räin,
Do äs min liebes Lengenfald,
Do benn ich d'rhäim.

Dort, wo de größen Wälder sinn
Mät veelen Tann' un Buchen drinn,
Do, wö äs Trift und Barge gitt
Un wö de Häimatglocken lütt,
Do äs min liebes Lengenfald,
Do benn ich d'rhäim.

Loß ann're rühm'n un mäinen,
Ich tüsche dach met käinem;
Denn min liebes Lengenfald
Äs dach dar schennste Platz dar Walt,
Un ich blieb d'rhäim.

Wann minne Taoge sinn verbie,
Un ich uff unsem Kächhoob lie,
Un äs ä nur enn kläines Eck,
Wö mich de Häimatarde deckt,
Äs immer nach min Lengenfald
Dar schennste Platz dar Walt,
Weil ich benn d'rhäim.

- Heinrich Richwien -