Baugeschichte unserer Kirche

7. Unsere neue Kirche - Vorgeschichte

Das Baujahr der alten Kirche, die 1594 bis 1615 ausgebessert und vollkommen renoviert und am 5. Mai 1611 von dem Weihbischof Cornelius aus Erfurt auf den alten Titel "B.M.V." geweiht wurde, ist uns nicht bekannt. Da man beim Abbruch dieser alten Kirche u.a. die Jahreszahl 1517 am Mauerwerk entdeckt hat, kann dieses Jahr als Baujahr derselben angenommen werden. Diese Annahme kann noch damit begründet werden, dass schon im Jahre 1661 ein neuer Kirchturm aufgebaut wurde.

Über den Neubau des Kirchtrums finden wir in der Kirchenrechnung von 1661 unter der Rubrik "Mehr Ausgabe" u.a. folgende Eintragungen:

"36 Gulden Hans Betzl, dem Kalckbrenner Von 15 Ofenfüll Kalck zu brennen welcher zur Aufferbauung des Neugen Kirchturmbs verbraucht"

"3 Gulden 4 gute Groschen Vor thelen, zu Mohlhausen gekauft. Seint zum Gerüste des Torms gebraucht worden."

"2 Gulden 10 gute Groschen 8 Pfennig Phillipps Hasen von den Eisen in die Löcher des Thurms zu machen geben."

"1 Gulden 15 gute Groschen Jacob Loth zur Struth vor eine Ruthen Steine."

"1 Gulden 12 gute Groschen Vor bester Stricke, So zum Gerüste verbraucht."

"5 Gulden 11 gute Groschen dem Schmedt, an 3 1/2 Reichsthaler auf das Schmedelohn, geben."

"5 gute Groschen Christoffel, daß er die Maurer zu Mohlhausen gelangt."

"4 Gulden von der Kirchenthür zu machen."

"1 Gulden 7 gute Groschen vor 27 Pfund Eisen, so in die Fensterlöcher gemacht."

"1 Gulden 8 gute Groschen Hans Heßen, dem Zimmermann daß er am Lauff Gerüste gearbeitet."

"12 gute Groschen vor Weiß Kalck zum Turm."

"1 Gulden 18 gute Groschen vor 170 Spundt Ziegell zur Kirchen."

"3 Gulden 10 gute Groschen zu 10 Kopfst.: Christoffel Goltmann, dem Zimmermeister von Erkner am Turm zu machen geben."

Wie aus der folgenden Eintragung in den Kirchenrechnungen von 1661 zu ersehen ist, verunglückte ein Maurer beim Neubau des Kirchturmes:

"10 gute Groschen 6 Pfennig dem Schreiner von dem Sarge zu machen, so dem Maurer geben, welcher an der Kirchenarbeit gestorben."

Im Jahre 1669 wurde endlich der neue Kirchturm gerichtet und gezimmert. Dafür erhielten der "Zimmermeister Christoffel Goltmann und seine Gesellen" 61 Gulden 10 gute Groschen.

Hinzu kamen die Kosten für Balken und Dielen in einer Höhe von 15 Gulden 9 gute Groschen. Im gleichen Jahre erfolgte das Neuaufhängen der drei Glocken im neuen Kirchturm. Darüber gibt uns die Ausgabe in der Kirchenrechnung von 1669 wie folgt Auskunft:

"11 Gulden 5 gute Groschen Herrn Franz Sahner dem Schiffsmann von Wanfried vom Holzwerk die Glocken auf den Kirchtrum zu führen geben."

In der Kirchenrechnung von 1672 erfahren wir, dass unsere alte Kirche noch einen kleinen "Kirchturm" besessen hat. Diese Behauptung wird durch folgende Ausgaben belegt:

"2 Gulden 3 Groschen 9 Pfennig Dem Decker zu Beuren daß er den kleinen Kirchturm ausgebessert.'
4 Groschen zum Gerüst
6 Groschen vor 3 Tafeln Blech
1 Groschen 9 Pfennig Vor Victril zu den Brettern verbraucht
2 Groschen Vor Nägel zum kleinen Kirchturm verbraucht
10 Groschen dem Deckers Jungen zu Tranckgelt geben
1 Gulden Hans Otto, dem Schmied vor Nägel zum kleinen Kirchturm geben, welche der Schieber Decker bekommen
1 Gulden 2 Groschen vor 130 Ziegel geben
3 Gulden 13 Groschen vor 3 Malter 1 Metzen Sparkalk und 3 Malter Ledderkalk"

Im Jahre 1681 werden die beiden Mannhäuser neu aufgebaut. Die Kosten beliefen sich auf 30 Gulden 9 gute Groschen.

Ein außergewöhnliches Ereignis, das in den Kirchenrechnungen von 1689/90 ganz besonders erwähnt worden ist, soll an dieser Stelle erwähnt werden:

"Dem 20. Martij Anno 1690 ist unser Kelch von Silber und über Gold, 2 Alben, 1 Leich Tuch des Nachts aus der Kirchen gestohlen."

Laut Kirchenakten waren "alle Christenmenschen über die Entweihung ohne Skrupel der Kirche und des Allerheiligsten erschrocken und empört".

Die Kirchenakten sagen nichts darüber aus, dass der Dieb gefasst und bestraft worden ist.

Natürlich ging man sofort daran, diesen vollkommen beschädigten Tabernakel neu aufzubauen. Über diesen Neuaufbau des Tabernakels geben uns die Ausgaben in der Kirchenrechnung von 1691 wie folgt Auskunft:

Ausgabe an Bau- und Besserungskosten
Gul.
gr.
Pf.
Nicolaus Hinkelbein Vom neuen Tabernakel machen, zahlt
12
16
-
Vor ein Schloss zum Tabernakel
9
4
Vor Nägel zu besagtem Tabernakel
12
1
Was Vor Thielen
11
4
Item Melchior Morgenthal noch vor 2 Thielen zahlt
9
-
Nicolaus Krim Vom Futter worin der Tabernakel stehet, zu machen
1
1
-
Gesamtkosten des neuen Tabernakels
16
1
1

Wie die Kirchenrechnung von 1690 aussagt, hat die Kirchengemeinde am 3. August 1690 von dem Goldschmied Gemboll zu Mühlhausen einen neuen Kelch anfertigen lassen:

"Den 3. Augusti Anno 1690 haben wir wiederumb einen anderen Kelch bekommen, welchen H. Gemboll golt schmit in mühlhausen verfertiget kostet 24 Rthlr 2 gute Groschen.
Zehrungskosten und Botenlohn 17 gute Groschen 4 Pfennig."

Mit der Ausstaffierung des bei dem Einbruch am 20. März vollkommen beschädigten Tabernakels war die Renovierung desselben beendet. Darüber berichtet uns die Kirchenrechnung von 1697 wie folgt:

Ausgabe an Baukosten
Gul.
gr.
Pf.
Herrn Jacobus Jägern aus der Stadt Mühlhausen vom Tabernakel aus zu staffieren
38
8
-
Item von der Decke oben zu illuminieren zahl
28
16
-
Vor eine Neuge Leuchte zahlt
1
-
-
Gesamtkosten für die Ausstaffierung des Altars
68
4
-

Durch den Einbruch in unserer Kirche am 3. März 1690 erlitt die Kirchengemeinde einen Schaden von 109 Gulden 4 gute Groschen 5 Pfennig.

Reparatur an unserer Kirche im 19. Jahrhundert

Im gesamten 18. Jahrhundert wurden an unserer Kirche nur die notwendigsten Reparaturen wie Erneuerung des Mannhauses und laufende Ausbesserungen des Kirchendaches durchgeführt. So finden wir in der "Spezifictatio der Gemeinderechnung von 1801" folgende Eintragung:

"Hat die Gemeinde eine Kirchen, welche überall alt und baufällig ist, worinnen sich befinden
a) Drey Glocken,
b) Eine alte eiserne Uhr, welche ganz ungangbar,
c) Eine Orgel von 4 Fuß und 8 Stimmen,
d) Ein Paar mittelmäßig gute und ein Paar alte Fahnen,
e) Eine Totenbahre, ein großes und ein kleines alt schwarzes Totentuch nebst 2 Schippen, 2 Hacken und 2 Stricken."

Daher wurde in den Jahren 1803 und 1804 eine Generalreparatur an unserem Kirchturm und im Kirchenschiff durchgeführt und die Kirchenuhr vollkommen erneuert.

Laut Kirchenrechnung, geführt von Michaelis 1803 bis dahin 1804, wurden für die oben angeführte Generalreparatur ausgegeben:

a) Baumaterialien
89 Rthlr.
2 ggr.
10 gpf.
b) Bau- und Reparaturkosten
94 Rthlr.
6 ggr.
6 gpf.
c) Gesamtbaukosten
183 Rthlr.
9 ggr.
4 gpf.

Für die vollkommene Neuherstellung der eisernen Kirchenuhr sind an den Uhrmacher Gernand aus Ebenhausen 40 Reichstaler gezahlt worden.

Aufstellung eines "neuen" aber "alten" Altars aus der Kapelle zu Alach bei Erfurt

Im Jahre 1805 richtete die Kirchengemeinde eine Bittschrift an die "Königliche Domänen Kammer", die der derzeitige Amtsrichter Löffler dringendst befürwortete, "um ohnentgeltliche Verabreichung eines in der Capelle zu Alach bey Erfurt entbehrlichen doppelten Altars für hiesige Kirche."

Die Verhandlungen hierüber zögerten sich infolge der Besetzung des Eichsfeldes durch Napoleon nach der Schlacht von Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 mit der nachfolgenden Angliederung an das Königreich Westfalen und der daraus resultierenden Freiheitskriege (1813 bis 1815) bis zum Jahre 1816 hin. In diesem Jahr bekam unsere Kirche den Altar der Kapelle zu Alach bei Erfurt zugesprochen. Daraufhin schickte die Kirche den Altaristen und Schreiner Heinrich Schade nach Alach, um den dortigen Altar auszumessen. Nach einem positiven Bericht des Schreiners wurde der Altar in der Kapelle zu Alach abgerissen und 1818 nach Lengenfeld transportiert. Im gleichen Jahr wurde das Innere unserer alten Kirche nochmals gründlichst renoviert. Das dazu benötigte Material kostete laut Kirchenrechnung 65 Reichstaler und 12 Groschen. Um den Umfang dieser Renovierung und die Aufstellung des "neuen", "alten" Altars zu belegen, führe ich alle Posten der Ausgabe an Bau- und Reparaturkosten aus der Kirchenrechnung 1818/1819 hier an:

Ausgabe an Bau- und Besserungskosten
Rthlr.
Gr.
Pf.
An den Zimmermeister Peter Kisner zu Geismar bezahlt für vier neue Bogen in das Kirchengewölbe und 2 Dachfenster zu machen
7
-
-
An den Weißbinder Wilhelm Sander für das Dünchen und Weißen der Kirche, wie auch das Dach einzubinden bezahlt
15
3
-
Dem Mauermeister Christoph Morgenthal für das Pflastern der Kirche und den Altarstein zu errichten bezahlt
7
8
-
An den Schreinermeister Nicolaus Schade laut Übereinkunft bezahlt für das Gewölbe und Chor zu bohlen, eine Communikantenbank und eine Kanzeltreppe zu machen und benannte Stücke anzustreichen
37
12
-
Für Stellung der Farbe und Leim, die vorbenannten Stücke anstreichen zu können an Nicolaus Schade bezahlt
7
11
9
Dem Bildhauer Franz Koppe sind für die Aufstellung des von Erfurt her geholten Altar für seine Person ausbezahlt worden
9
8
-
Der Schmidtmeister Thomas Simon alle eisen Arbeiten zu dem Altar, Kanzel und Gewölbe, auch alle Nägel, welche gebraucht wurden, stellen, und es ist ihm dafür ausgezahlt worden
24
15
-
Der Schreinermeister Johannes Schade hat im November 1819 mehrere Kirchenfenster repariert und dafür erhalten
5
12
-
Nicolaus Schade und dessen Bruder wurden für 6 neue Kirchenfenster laut Übereinkunft ausbezahlt
34
8
-
Nicolaus, Heinrich und Joseph Schade mußten den Altar helfen errichten und hier für ist ihnen laut Übereinkunft ausbezahlt worden
19
6
-
Summa Bau- und Reparaturkosten
167
3
9

Wenn wir zu diesen Bau- und Reparaturkosten die Ausgabe für das Baumaterial in einer Höhe von 65 Rthlr. 12 Gr. hinzurechnen, dann wurden für die Renovierung unserer alten Kirche, einschließlich der Aufstellung des "neuen", "alten" Altars insgesamt 232 Rthlr. 15 Gr. 9 Pf. ausgegeben.